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Geschwisterkinder

Ein weiteres Kind soll in die Familie geboren werden. Ein großes Ereignis auch für Geschwisterkinder! Erwachsene als auch Kinder haben Vorstellungen, Bedürfnisse, Ängste und Sorgen. Wenn ein Geschwisterchen in Planung ist treten viele Fragen auf. Einigen von ihnen wollen wir hier auf den Grund gehen:

Wann ist der richtige Zeitpunkt für ein Geschwisterkind?

Wann der richtige Zeitpunkt für ein Geschwisterkind ist kann Ihnen wohl niemand beantworten außer Sie selbst. Im Vordergrund stehen letztendlich Ihre Bedürfnisse und die Ihrer Familie. Einige Denkanreize können jedoch dabei behilflich sein, eine richtige Entscheidung für die gesamte Familie zu treffen:

Wie fühlen Sie sich derzeit in Ihrer Mutterrolle? Gehen Sie momentan an ihre Grenzen und sehnen Sie sich nach Ruhepausen? Vielleicht sollten Sie sich dann eine Auszeit gönnen und keinen 2 Jahres Unterschied planen.

Empfanden Sie das erste Kind als pflegeleicht und möchten Sie recht bald mit dem Kinderwunsch abschließen, oder in ihren Beruf eintreten ohne einer weiteren Babypause. Dann wäre ein knapper Altersunterschied erstrebenswert.

Je älter Kinder sind, umso besser kommen sie mit dem Geschwisterkind zurecht. Der Geschwisterneid lässt mit einem Alter von ca. 4-5 Jahren wieder nach. Das ältere Kind kann sich fürsorglich bei der Pflege des Babys beteiligen und Kleinigkeiten selbst erledigen. Wenn das Kind bereits in den Kindergarten geht, haben Sie Zeit das Geschwisterchen besser kennen zu lernen und auch ihm die ungeteilte Zweisamkeit zukommen zu lassen.

Nicht zu vergessen sind die äußeren Faktoren. Einerseits gehen Mütter aus finanziellen Gründen früher wieder arbeiten und denken lange noch nicht an ein zweites Kind. Andererseits bekommen Mütter, welche sich sicher sind, dass ihnen der Arbeitsplatz erhalten bleibt, ihr zweites Kind recht rasch nach dem ersten. Immerhin kann die Mutter länger beim ersten Kind zuhause bleiben, da die Karenz Hand in Hand mit dem Mutterschutz geht.

Ob Kinder mit einem kürzeren Altersunterschied wirklich besser miteinander spielen können oder im späteren Leben gut miteinander zurechtkommen hängt nicht allein vom Altersunterschied ab, sondern von der Persönlichkeit der Kinder. Einige schwören auf einen kurz bemessenen Altersunterschied und manch andere auf einen längeren.

Warum Kinder andere Kinder brauchen?

In der heutigen Kleinfamilie leben Kinder isoliert und werden in ihren sozialen Erfahrungen eingeschränkt. In Großfamilien war unterdessen viel los und die Kinder mitten im Geschehen. Sie hatten mehrere Bezugspersonen und waren nicht ausschließlich auf Erwachsene fixiert, da sich die Kinder untereinander zu beschäftigen wussten. Mit Konflikten innerhalb der Familie lernten sie gemeinsam gut umzugehen.

Einzelkinder brauchen deshalb mehr soziale Anbindung durch Eltern- Kind Gruppen, Kindergarten oder den Spielplatz. Kinder lernen von Kindern durch Nachahmung besser als von Erwachsenen. Mütter deren Kinder bereits in den Kindergarten gehen, wissen darüber Bescheid. Die dort geschlossenen Freundschaften und die Akzeptanz, die dem Kind unter anderen Gleichaltrigen zugesprochen wird, führen dazu, dass das Kind lernt sich selbst einzuordnen. Dies ist wichtig für ihre Persönlichkeit und ihr Selbstbewusstsein.  

Mütter die mehrere Kinder haben wissen, dass die jüngeren Kinder sich durch das größere Geschwisterkind vieles schneller aneignen. Einmal sind sie ein Team dann zanken sie sich wieder. Sie gehen gemeinsam auf Entdeckungsreise tragen im Alltag wechselseitig neue Ideen heran. Sie lernen sich durchzusetzen oder nachzugeben und suchen Lösungen für aufgetretene Konflikte.  Dies sind die Wurzeln der sozialen Kompetenz, die sie im Umgang miteinander erlernen.

Im besten Fall sind Geschwister Vertrauenspersonen und fühlen sich dem anderen gegenüber verpflichtet. Treten innerhalb der Familie Konflikte auf, so können sie sich gegenseitig Rückhalt geben. Man darf aber nicht vergessen, dass man sich seine Geschwister nicht aussuchen kann d.h. diese Beziehung kann nicht beendet werden und ist die ausgedehnteste (längste) Beziehung im Leben eines Menschen. Charakteristisch für Geschwisterbeziehungen sind die emotionale Ambivalenz zwischen positiven und negativen Gefühlen. (Kasten, 1993)

Neid unter Geschwistern?

Es gibt kaum ein Kind, welches sich im Vergleich zu seinen Geschwistern nicht ungleichberechtigt behandelt fühlt. Früher sicherten diese egoistischen Züge ihr Überleben. In der heutigen Gesellschaft bemühen sich Eltern jedoch, es jedem Kind gleichzutun, unabhängig von der Rangfolge. Dennoch gibt es Einflussfaktoren die den Erst-, Mittel- oder Letztgeborenen unterschiedliche Chancen einräumen. Hierbei spielt u.a. Geschlecht, Altersabstand, körperliche Unterschiede, Beziehung der Eltern untereinander eine Rolle. Allerdings zeigen die meisten Studien nur Differenzen auf die anhand der Intelligenz und des Charakters der Probanden ersichtlich waren. Studien spezialisierten sich auf Unterschiede der Intelligenz und des Charakters.

Die Rollen werden mit jedem Kind neu definiert und sind auch für das spätere Leben entscheidend. Es ist also kein Zufall das Erstgeborene und Einzelkinder häufiger in Führungspositionen zu finden sind. Der Erstgeborene wurde früher als „Stammhalter“ gesehen und hatte immer eine besondere Stellung in der Familie, dies blieb bis heute bestehen. Statistischen Berechnungen zufolge werden mittlere Kinder bezogen auf zeitliche und finanzielle Ressourcen am häufigsten benachteiligt. Mittelkindern wird nachgesagt sie würden gut vermitteln können, sind umgänglich, ziehen früher aus und sind in einem speziellen Bereich besonders begabt. Letztgeborene auch bekannt als „Nesthäkchen“, werden oft lockerer behandelt und haben meist schon alles, was sie brauchen von den vorhergehenden Geschwistern. Sie bekommen mehr Aufmerksamkeit, welche umso größer wird sobald die älteren Geschwister das Haus verlassen. Eigenschaften die sie u.a. charakterisieren: rebellisch, kontaktfreudig, innovativ.

Der beste Zeitpunkt Eifersucht zwischen den Geschwistern vorzubeugen ist bereits in der Schwangerschaft. Der Familie sollte bewusst sein, dass es diesen Neid gibt und er auch vollkommen natürlich ist. Wie ausgeprägt der Neid auf das Geschwisterkind sein wird, hängt jedoch von der Persönlichkeit und dem Alter des Kindes ab. Je energischer ein Kind, umso energischer auch ihr Neidverhalten. Ein älteres Kind kann Neid anders ausdrücken, vor allem auch verbal und es kann gemeinsam mit dem Kind eine Lösung für das Verhalten gesucht werden. Ein jüngeres Kind hingegen, ist sich seines Gefühlsausbruches und dessen Wirkung nicht bewusst und braucht eine angemessene Begleitung um damit zurecht zu kommen.

Um Eifersuchtsszenarien begleiten zu können, ist es wichtig die Situation aus den Augen des Kindes zu betrachten, um eine realistische Einschätzung über die Situation machen zu können. Vielleicht hat sich das Kind schon auf sein Geschwisterchen gefreut, und war enttäuscht, dass es dann doch nicht gleich mit ihm spielen konnte. Oder nach der Geburt des Geschwisterchens richtete sich die Aufmerksamkeit von ihm weg, jeder Besuch der kommt, schaut nur auf das Baby. Eine solche Kränkung ist natürlich ernst zu nehmen. Dennoch bleibt dem Kind diese Erfahrung nicht erspart und ist brisant für sein gesamtes Leben.

Wie bereite ich mein Kind richtig auf sein Geschwisterchen vor?

Ideal wäre es das Kind bereits in der Schwangerschaft, am besten nach dem 3. Schwangerschaftsmonat, in den neuen Umstand mit einzubinden. Das können spezielle Bücher sein, die dem Kind alles rund um die Geburt und die Zeit danach näher bringen, gemeinsames Gestalten des Kinderzimmers oder Willkommensgeschenke basteln. Der Fantasie sollen keine Grenzen gesetzt werden.

Kinder brauchen realistische Vorstellungen darüber wie es nach der Geburt sein wird. Natürlich kann das Kind nicht sofort mit dem Geschwisterchen spielen wie es oft verlautbart wird. Vorrangig braucht das Neugeborene die Nähe zur Mutter und Nahrung. Umso ehrlicher darüber gesprochen wird, umso weniger groß wird die Enttäuschung für das Kind. Einige Kinder reagieren mit Ablehnung gegenüber dem Ungeborenen, welche normal und verständlich ist. Das bedeutet nur, dass sie um die ungeteilte Liebe der Eltern bangen.

Vor der Ankunft des Zuwachses sollten die Anstehenden Veränderungen mit der Familie besprochen werden.  (Auch wenn Mama hauptsächlich mit dem Baby beschäftigt sein wird). Die Zeit mit Papa oder einer anderen nahestehenden Person kann hervorgehoben werden. Rituale die vor der Geburt bestanden haben auch danach weiter zu führen, gibt dem Kind zusätzlichen Halt. Das kann beispielsweise die tägliche Gute-Nacht- Geschichte sein. Je nach Alter des Kindes kann es beim Wickeln des Babys behilflich sein. Kinder mögen es den Eltern zu helfen und freuen sich über Aufgaben die sie eigenständig erledigen können. Älteren Kindern könnte ein Tag im Monat nur mit Mama angeboten werden.

Der Königsweg ist es das Kind selbst nach seinen Bedürfnissen zu fragen. Viele Eltern werden erstaunt sein wie präzise Kinder ihre Wünsche formulieren können.